Brandanschlag auf Flüchtlingslager in Wörth/Niederbayern Flüchtlinge in Angst und Schrecken - ein rassistischer Hintergrund liegt nahe

Pressemitteilung der Karawane Landshut, 5. November 2012 Brandanschlag auf Flüchtlingslager in Wörth/Niederbayern Flüchtlinge in Angst und Schrecken - ein rassistischer Hintergrund liegt nahe In der Nacht zum Samstag, den 03. November, wurde in Wörth an der Isar ein Brandanschlag auf das dortige Flüchtlingslager verübt. Weil ein Bewohner des Lagers den Brand durch Zufall bemerkte, wurde glücklicherweise niemand verletzt. Die Vermutung eines rassistischen Hintergrunds drängt sich auf. Gegen ca. 1 Uhr nachts verschaffte/n sich der oder die Täter_innen durch eine Hintertür Zugang zu dem ehemaligen Gasthaus, die von den Bewohner_innen nicht einmal abgeschlossen werden kann und quasi durchgehend offen steht. _„Dies stellt auch weiterhin ein enormes Sicherheitsrisiko für die Flüchtlinge dar, das vom Landratsamt Landshut fahrlässig hingenommen wird"_ kritisiert Till Seidemann von der Karawane Landshut, der das Flüchtlingslager gestern besuchte. Nachdem der/die Täter_innen sich Zutritt verschafft hatten, wurden Wasserleitungen geöffnet und der Waschraum, der in der Nähe der Küche liegt geflutet. In der Küche selbst wurde der Inhalt der Kühlschränke auf dem Fußboden verteilt und mit Abfällen, die man unterhalb von Stromleitungen platzierte, mehrere Feuer gelegt. Eine angrenzende Garage wurde ebenfalls versucht in Brand zu stecken. Ein Bewohner, der durch das Rauschen des Wassers aufmerksam wurde, alarmierte die Polizei. Der Brand konnte von den Bewohner_innen noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr gelöscht werden. Die Flüchtlinge sind äußerst besorgt. _„Im Moment sind wir sehr erschüttert von dem was passiert ist. Es ist sehr schwierig für uns nachts unsere Zimmer zu verlassen, da wir Angst haben, dass so etwas noch einmal passiert"_ berichtet ein junger Bewohner des Lagers. Die Vermutung eines rassistisch motivierten Angriffs liegt nahe, da das Lager bereits vor dem Anschlag mit rassistischen Parolen beschmiert wurde. Zudem wurden Mitarbeiter des Landratsamts Landshut im Internet aus offenbar rechtsradikalen Kreisen bedroht (vgl. AZ, 03.11.2012). Die Bewohner_innen, die untereinander ein sehr gutes Verhältnis haben, sind in der Gemeinde völlig isoliert, es gibt kaum ehrenamtliche Angebote, geschweige denn professionelle Unterstützung. Unweigerlich werden hier die Erinnerungen an die Brandanschläge in Rostock/Lichtenhagen, Anfang der 90er-Jahre wach, die einem neu erstarkten gesellschaftlichen Rassismus entsprangen. Auch die Hetze gegen asylsuchende Roma aus Serbien und Mazedonien, die unter Verwendung rassistischer Rhetorik, derzeit von Bundesinnenminister Friedrich und dem bayerischen Innenminister Herrmann, betrieben wird, schafft ein Klima, das einen Nährboden für solche Anschläge liefert. Dass die deutschen Verhältnisse für Flüchtlinge unerträglich sind, zeigen die immer noch andauernden Proteste von Flüchtlingen, die nach dem Selbstmord des iranischen Flüchtlings Mohammad Rahsepar im Frühjahr 2012 in einem Flüchtlingslager in Würzburg ihren Anfang nahmen und sich durch einen Protestmarsch von Bayern nach Berlin bundesweit ausbreiteten. Die Forderungen der protestierenden Flüchtlinge, nach einer Abschaffung der Residenzpflicht und des Lagerzwangs, sind hierbei wesentliche und längst überfällige Schritte zu einem humaneren Umgang mit Flüchtlingen. Um Solidarität mit den betroffenen Flüchtlingen auszudrücken und eine schnelle und gründliche Untersuchung des Brandanschlags einzufordern, wird eine Kundgebung am Samstag in Wörth geplant. Genauere Informationen hierzu wird die Karawane Landshut in den kommenden Tagen veröffentlichen.

initiativen: