Pressemitteilung: Iranische Flüchtlinge im Hungerstreik, Würzburg
Pressemitteilung seitens iranischer Asylbewerber der Stadt Würzburg
(Bayern, Deutschland)
Wir sind einige der in Würzburg ansässigen iranischen Asylbewerber, die
nach Deutschland flüchten mussten, um ihr Leben zu retten. Nun sehen
wir uns hier vor das letzte Mittel gestellt und treten am 19.03.2012 in
den Hungerstreik, damit man uns endlich hört und uns ein
menschenwürdiges Leben zugesteht.
An die Verantwortlichen der bayerischen Asylpolitik:
Wir beschweren uns bei der bayerischen Regierung aufgrund ihrer nicht
gehaltenen Versprechen, unsere ungewissen und leidvollen Umstände zu
verbessern. Um eine Anerkennung unseres Status als politische
Flüchtlinge, wie auch eine Besserung unserer Lebensverhältnisse zu
erreichen, fühlen wir uns gezwungen, zum letzten der uns möglichen
Mittel zu greifen und in den Hungerstreik zu treten.
Wir leiden unter dem langwierigen, Jahre anhaltenden Prüfungsprozess
unserer Asylanträge und hoffen jeden Tag darauf, dass sich diese Folter
der Ungewissheit schnellstmöglich zum Besseren wendet. Diese
Ungewissheit und dass uns keinerlei Selbstständigkeit im Alltag gewährt
wird, wir außerdem wie Gefangene gehalten werden, zermürbt uns und
treibt uns Schritt für Schritt in den Tod.
Der Selbstmord Mohammad Rashepars, welcher sich am 29.01.12 in Würzburg
ereignete, ist nur ein Beispiel dafür, wozu einen solche Umstände
treiben.
Wenn ein deutscher Staat derlei menschenverachtende Lebenssituationen
billigend in Kauf nimmt, werden wir es fortan bevorzugen, unseren Weg
in den Tod in aller Öffentlichkeit zu gehen.
Wir sind politische Asylbewerber, die der Hölle der „islamischen
Republik“ Iran entflohen sind. Der Iran ist ein Land, in dem heutzutage
Menschenrechte, seitens der dort etablierten Machthaber, mit Füßen
getreten werden und weder Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau,
noch Religions- und Meinungsfreiheit vorherrschen. Wir mussten von dort
fliehen, um unser Leben zu retten und suchten daraufhin Asyl in einem
sicheren Land. Doch in diesem hochentwickelten Land, im Herzen Europas,
welches sich tagtäglich über die Menschenrechtsverletzungen in anderen
Staaten empört, fühlen wir uns selbst mit einer absolut unmenschlichen
Behandlung konfrontiert. Jeder Mensch, der sich in einer solchen
Zwangslage wie wir befindet, der er nicht entfliehen kann und die ihm
dabei eine ungewisse und zweifelhafte Zukunft offenbart, wird
angesichts dieser selbst den Tod als bessere Alternative bevorzugen.
Wir werden unter keinen Umständen in die Hölle des iranischen Regimes
zurückkehren! Ein Regime, das vor den Augen der ganzen Welt gegen die
Menschenrechte verstößt, Menschen zu unrecht einkerkert, foltert,
vergewaltigt und öffentlich erhängt und steinigt. Wie kann man ein
solches Land als sichere und lebenswerte Heimat betrachten?
Doch wir akzeptieren auch nicht die menschenunwürdige Behandlung des
bayerischen Staates an uns!
Aus diesem Grund fordern wir die bayerische Staatsministerin für Arbeit
und Sozialordnung, Familie und Frauen, Christine Harderthauer, dazu
auf, nach Würzburg zu kommen, damit sie Stellung bezieht zu der, im
Vergleich zu andern Bundesländern besonders harten Lebenssituation
Asylsuchender im Freistaat Bayern. Und damit sie darüber hinaus unseren
Status als politische Flüchtlinge anerkennt.
Wir laden außerdem jede(n), die/der sich mit unserer Protestaktion
solidarisch erklärt, oder schlicht interessiert ist, herzlich dazu ein,
ab dem 19.03.12 an den Vierröhrenbrunnen vor dem Rathaus in Würzburg zu
kommen, um sich über unsere verzweifelte Lage zu informieren und uns
bei unserem Vorhaben zu unterstützen.
Wir werden unseren Streik fortführen, bis die Verantwortlichen für die
bayerische Asylpolitik mit uns verhandeln und wir die Anerkennung
unseres Asylantrags, sowie eine Verbesserung der Situation all der
Schutzsuchenden in Deutschland erreichen.