27./28. März 09 // Vortrag/Workshop zum Thema: Kritisches Weißsein
Rassismus in Deutschland? Ja, aber doch nur als Randphänomen der
Gesellschaft bei weniger gebildeten, weniger fortschrittlichen oder
weniger weitgereisten Menschen, aber sicher nicht bei uns! Wir sind
informiert und aufgeklärt, was Rassismus angeht, und natürlich sind wir
dagegen. Schließlich gehören wir ja zu den „Guten". Oder vielleicht
nicht?
Vortrag/Workshop zum Thema:
Kritisches Weißsein
Mit Aretha Schwarzbach-Apithy
im Foyer International der Universität Göttingen
Wilhelmsplatz, Burgstraße 51
am 27./28. März 2009
Aretha Schwarzbach-Apithy setzt sich in dem von ihr gestalteten
Vortrag/Workshop mit dem Thema Weißsein auseinander. Sie versucht aus
einer „Schwarzen" Perspektive heraus unreflektierte und ansozialisierte
Verhaltensweisen zu analysieren und darzulegen. Mit einer ethnologischen
Herangehensweise deckt sie in spannender und unnachahmlicher Art auf,
wie über die Zeit soziale, ökonomische, politische und psychologische
Fakten geschaffen wurden und bis in die Gegenwart unsere Wahrnehmung der
Welt strukturieren.
Die Veranstaltung beginnt am Freitag, den 27.03.2009 um 17.00 Uhr mit
dem einführenden Vortrag im Foyer International (Am Wilhelmsplatz,
Burgstraße 51). Am folgenden Samstag, den 28.03.2009 wird das Thema von
11.00 - 18.00 Uhr an gleicher Stelle in einem Vortrag/Workshop vertieft.
Interessierte sind herzlich eingeladen! Erwünscht ist eine Teilnahme an
beiden Tagen.
VeranstalterInnen/UnterstützerInnen: Schöner Leben Göttingen, DGB Jugend
Südniedersachsen/Harz, Die Zukunfts-Werkstatt e.V. Göttingen, Fachgruppe
Sozialwissenschaften, Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen, Lehrstuhl
für politische Theorie der Uni Göttingen
„Ich Bin Weiß..."
.... sollte die erste Anerkennung davon sein, dass ich als Individuum
„rassistisch verstrickt" bin, und dass ich als AngehörigeR eines Weißen
Kollektivs einer Kultur angehöre, die sich seit Beginn der
Kolonisierung/Okkupation durch Weiße, als grenzenlos menschenfeindlich
bewiesen hat: im besten Fall über hierarchische Ab- und Ausgrenzung
anderer Menschen und im schlimmsten Fall über Segregation, Deportation
und physische und psychische Vernichtung.
Der Begriff Rassismus ist in Deutschland ein rotes Tuch. Er ist strikt
reserviert für Gewalttaten gegen MigrantInnen und andere Minderheiten
oder für Extremismus im Sinne der politischen Ideologie. Rassismus gilt
dabei stets als eine Ausnahme, als Bruch in der ansonsten friedlichen
Normalität.
Doch Rassismus beginnt nicht erst mit gewalttätigen Übergriffen, sondern
stellt ein spezifisches Ungleichheitsverhältnis dar, das von fast allen
(re)produziert wird. „Weiße" Deutsche werden erst durch normierende
Standardsetzungen zu Privilegierten - für „Weiße" kein Problem! Es fällt
ihnen zumeist nicht einmal auf. Sie empfinden und urteilen aus einem
historisch gewachsenen Selbstverständnis heraus, aus dem sich wiederum
eine klare Hierarchie ergibt. Erfolg und Privilegien werden auf harte
Arbeit und den Charakter zurückgeführt. Mit systematischer Ausgrenzung
und Nicht-Beachtung von anderen hat das nach diesem Selbstverständnis
nichts zu tun. Letztlich trägt aber jedeR dazu bei, dass Menschen zu
„Anderen" oder „Fremden" gemacht und ihnen somit auch Chancen verwehrt
werden.
Die genauere Betrachtung scheinbar banaler Gegebenheiten macht
Privilegien deutlich, die „Weiße" Deutsche von Geburt an haben:
- Sie werden stets als Individuum betrachtet und nicht für die Taten von
anderen „Weißen" verantwortlich gemacht.
- Sie werden nicht automatisch als „fremd" betrachtet und müssen nicht
rechtfertigen, weshalb sie dort leben, wo sie leben.
- Sie können alle Menschen, die nicht „Weiß" sind, benennen, einteilen
und kategorisieren (ohne dass es rassistisch wirkt).
- Sie können über andere Kulturen richten, sie kritisieren, sich
Interessantes von ihnen selbstverständlich aneignen oder sich über sie
lustig machen.
- Sie können aufwachsen, ohne Gefahr zu laufen, rassistisch beleidigt zu
werden.
- Sie können sich in dieser Gesellschaft stets öffentlich anonym
bewegen, wenn sie es wollen.
- Sie müssen sich nicht darüber Gedanken machen, ob Verdächtigungen oder
Kontrollen vielleicht auf Grund ihres vermeintlich anderen Aussehens
erfolgen.
- Sie müssen sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen oder darauf
reagieren.
- ….. (nach Noah Sow)
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