11.3.08 // Nördlinger Flüchtlinge fordern Leben in Würde
Pressegespräch zu den Forderungen der Flüchtlinge an den neuen Stadtrat
Deutschland Lagerland-Netzwerk, Bayerischer Flüchtlingsrat: "Wir leben
auf einer Insel der Angst!", beschreibt Felleke Bahiru Kum, ein Bewohner
der Flüchtlingsunterkunft Nördlingen die dortige Situation.
Mangelversorgung, Angst vor Abschiebungen, Schikanen und unnötige
bürokratische Hürden führen zu einer katastrophalen medizinischen,
psychischen und hygienischen Situation in der Unterkunft. Am Freitag
sprechen die Flüchtlinge öffentlich über ihr Leben am Rande der
Nördlinger Gesellschaft und stellen ihre Forderungen an den neu
gewählten Stadtrat vor. Der Bayerische Flüchtlingsrat erläutert die
lokalen und landesweiten Möglichkeiten der Politik, Flüchtlingen in
Bayern ein Leben in Würde zu ermöglichen.
In Nördlingen teilen sich meistens vier bis sechs Flüchtlinge ein 12
m²-Zimmer, während andere Zimmer leer stehen. Zweimal in der Woche
erhalten sie ein Essens- und alle drei Monate ein Hygienepaket -- deren
unzureichender Inhalt kann am Freitag bestaunt werden. Sozialhilfe gibt
es für die BewohnerInnen nicht, die meisten unterliegen einem
Arbeitsverbot und haben als einziges Bargeld 40 Euro Taschengeld im
Monat zur Verfügung. Jede Busfahrkarte, jedes Schulheft und jede
Zahnbürste ist eine wohlüberlegte Investition, der Besuch beim Anwalt
wird zum finanziellen Desaster.
Für ca. 15 Personen stehen je ein Bad und eine Küche zur Verfügung,
wobei die Warmwasserversorgung nicht ausreicht. Eine Trennung in Frauen-
und Männerbäder gibt es nicht. Die Benutzung der Stehklos, die man als
Löcher im Boden nur aus dem Urlaub kennt, ist für Alte und Gehschwache
nur unter Schmerzen möglich. Alle 60 Personen teilen sich zwei
Waschmaschinen in streng reglementierten Waschzeiten.
Zum Arzt dürfen die BewohnerInnen nur bei akuten Erkrankungen. Zuvor
müssen sie jedoch die Kostenübernahme beim Landratsamt in Donauwörth
beantragen, weshalb Flüchtlinge mit akuten Schmerzen häufig 2-3 Tage auf
eine Behandlung warten müssen. Seit die Heimleitung Flüchtlingen ihren
Lohn für die Ein-Euro-Putzdienste nicht mehr auszahlt, verschlechtert
sich die hygienische Situation zunehmend.
"Statt Hilfe bekommen wir an allen Stellen deutlich vermittelt, dass wir
nicht erwünscht sind", so Felleke Bahiru Kum. Dies soll sich nun ändern.
Unterstützt vom Bayerischen Flüchtlingsrat und dem "Deutschland
Lagerland"-Netzwerk gehen die Flüchtlinge mit ihren Problemen und
Forderungen an die Öffentlichkeit.
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Das Pressegespräch fand am vergangenen Fraitag statt, alles über die
Pressereaktionen und den aktuellen Stand unter:
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