26.7.07 // Veranstaltung: Kapitalismus und Wohnen

Veranstaltung | Donnerstag 26. Juli 2007 | 20 Uhr | T-Keller, Geismarlandstr. 19, Göttingen Kapitalismus und Wohnen Geschichte und Gegenwart der Wohnungspolitik im Spiegel kapitalistischer Entwicklungsdynamik und sozialer Kämpfe Veranstaltung mit Jürgen Mümken Öffentliche Auseinandersetzungen um die Wohn- und Lebensverhältnisse finden heute fast gar nicht mehr statt. Sie bleiben unsichtbar (bzw. unbeachtet) und es mag der Eindruck entstehen, dass es sich beim Wohnen um eine rein private Angelegenheit handelt bei der es höchstens noch um die individuelle Ausgestaltung durch Zusammenstellung normierter Einrichtungsmodule geht - ganz getreu dem Möbelladen-Slogan „Wohnst du noch oder lebst du schon!“. Doch die Geschichte des Wohnens ist untrennbar verknüpft mit der Geschichte der kapitalistischen Entwicklung und von sozialen Kämpfen sowie den herrschaftlichen Gegenstrategien zu ihrer Unterwerfung und Disziplinierung. Vom Ausruf „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“, der im Vormärz der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Losung der Existenzunruhen wurde, zum heute noch gängigen TonSteineScherben-Song „Das ist unser Haus!“ durchzieht die Wohnungsfrage die Geschichte der sozialen Kämpfe, der Revolten und Revolutionen. Diese Auseinandersetzung ist auch heute noch nicht „Geschichte“. Eher im Gegenteil: Aktuelle Entwicklungen der Deregulierung des Wohnungsmarktes und die Hartz IV-Gesetze haben einen bestehenden Trend verschärft: Für immer mehr Menschen wird die Suche nach bezahlbarem Wohnraum zum Problem. „Ein wichtiger Schritt wäre, wenn die Wohnungspolitik wieder eine größere Rolle in der linksradikalen Bewegung spielen würde, jenseits von subkulturellen Wohn- und Lebensformen. Die Wohnungsfrage ist Teil der sozialen Fragen. Häuserkampf ist Klassenkampf!“ (J.M.) Wir wollen mit der Veranstaltung einen Beitrag zu dieser Diskussion liefern und laden ein zu einem Streifzug durch die Geschichte der Auseinandersetzungen um die Wohnungsfrage der letzten zwei Jahrhunderte. Über Häuserkämpfe, wildes Siedeln und Mieter_innen-Streiks hin zur staatlichen Wohnungspolitik im Nationalsozialismus und der BRD wollen wir der Frage nachgehen, in welchem (historischen und aktuellen) Kontext die derzeitigen Auseinandersetzungen um Freiräume, Wagenplätze und „selbstverwaltete Strukturen“ (Here2stay) in Göttingen stattfinden. [Veranstaltung im Rahmen der Kampagne www.heretostay.de]