Gewaltvoller Abschiebeversuch durch BFE-Einheit erfolgreich von der betroffenen Familie verhindert

Gewaltvoller Abschiebeversuch durch BFE-Einheit erfolgreich von der betroffenen Familie verhindert

Sonntag, den 13.10.19 auf Montag, gegen 4.30 Uhr stürmten 20 uniformierte, schwer bewaffnete und ausgerüstete Polizeibeamt*innen - vermutlich der BFE - ein Mehrfamilienhaus im Rosenwinkel, um eine Person der betroffenen Familie in den Kosovo abzuschieben. Die Familie lebt seit 20 Jahren in Deutschland – die Kinder sind teilweise hier geboren. Auf die Idee, die Türklingel zu benutzen sind die vollvermummten Befehlsausführer*innen offensichtlich nicht gekommen, sondern erschafften sich direkt mit Gewalt durch einen Rammbock Zugang zur Wohnung. Die Wohnungstür wurde komplett zerstört.(1) Mit dieser Invasion in ihre Privatsphäre wurde die gesamte Familie letzte Nacht aus dem Schlaf gerissen und stand dementsprechend erstmal unter Schock und schrie. Zwei Personen wurden verletzt, doch als die Frage der Beamt*innen, ob ein Krankenwagen gebraucht würde, von der Familie bejaht wurde, wurde keiner gerufen. Letztendlich gelang es der Familie, die zerstörte Wohnungstür mit anderen Türen, die sie aus anderen Zimmern ihrer Wohnung aushoben, zu verbarrikadieren und den Eingang somit und mit ihren Körpern zu blockieren. Die Abschiebung wurde abgebrochen und die Beamt*innen verließen den Ort noch bevor etwa 15 Unterstützer*innen den Rosenwinkel erreichten.

In Zeiten wie gerade, in denen die Abschiebe- und Inhaftierungsmaschine in Deutschland – und hier in Göttingen – auf Hochtouren läuft, ein Recht auf Asyl quasi abgeschafft ist und das Wegsperren von Menschen, die eigentlich auf der Suche nach Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung sind, Abschiebungen erleichtern sollen. Wo Rechte sukzessive eingeschränkt und Lebensbedingungen verschärft werden, Menschen zunehmend voneinander isoliert werden und marginalisierte Gruppen weit abseits der Gesellschaft in sogenannten in Ankerzentren eingepfercht werden, dass ihre Stimmen untergehen und jeglicher Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung im Keim staatlicher Repressionen erstickt wird, kann es als Erfolg verbucht werden, dass die Familie es geschafft hat, sich gegen die Abschiebung zu verteidigen, indem sie mutigen Widerstand geleistet haben. Das zeigt, dass Widerstand noch immer möglich ist.

Montag früh um 10.20 Uhr fand vor dem Neuen Rathaus eine spontane Solidaritätskundgebung statt, um Betroffenheit und Wut über die Abschiebepolitik zum Ausdruck zu bringen. Auch eine Person der betroffenen Familie hielt eine kurze Rede. Er sagte, dass sie zuerst dachten, sie würden überfallen werden und die Polizei rufen wollten – bis sie feststellte, dass genau diese Leute, die sie da gerade überfallen von der Polizei sind! Mit Entschlossenheit und Mut betonte er, die Familie habe zusammengestanden und die Polizei würde es niemals schaffen, sie abzuschieben.

Wir sind wütend und fassungslos über die Unverhältnismäßigkeit der Gewaltanwendung der Polizei, über die systematische Entrechtung geflüchteter Menschen, aber auch froh über solidarische Gruppen und Einzelpersonen, die zusammenhalten und den Kampf gegen diese menschenverachtende, brutale Asyl-, Abschiebe- und Inhaftierungspolitik nicht aufgeben werden.

Gegen jede Abschiebung aus Göttingen und überall! Für das Recht auf Selbstbestimmung – unabhängig von jeglichen sozialen Kategorisierungen!

Bündnis gegen Abschiebung

(1) hier Bilder der Tür bei linksunten Göttingen: https://www.flickr.com/photos/linksuntengoe/sets/72157711333570793/