26.2.09 // Veranstaltung: Die Transformation der jugoslawischen Gesellschaft im Medium des Krieges
Mit Eva Weber, Forschungsgesellschaft Flucht und Migration (FFM) Berlin
In der Entwicklung neuer NATO-Strategien nach dem Ende des Ost-West-Konflikts spielte der Kosovo-Krieg eine bedeutende Rolle. Er begann 1989 mit der Auflösung des ehemaligen Jugoslawien durch das Milosevic-Regime. Im Gefolge des NATO-Kriegs gegen Serbien 1999 wurde Kosovo durch internationale Truppen im Verein mit zivilen Organisationen besetzt, was bis heute andauert und von allen Seiten mit Protesten begleitet wird. Denn dieser erste NATO-Krieg mit führender Beteiligung Deutschlands verdeutlicht ein aggressives Konzept europäischer militärisch-ziviler „schöpferischer Zerstörung“ ehemaliger Gesellschaftlichkeit.
Der „Krieg um Kosovo“ war für die Kriegseliten, insbesondere Deutschlands, ein Experimentierfeld für neue Techniken imperialer Politik zur Hervorbringung und Besetzung von „failed states“. In den darauf folgenden kriegerischen Interventionen wurden und werden die Erfahrungen aus dem Kosovo weiter entwickelt.
Hierzu gehören die Verhinderung unerwünschter Migrationsbewegungen genauso wie die Beseitigung unerwünschter Regime.
Nach der Flucht hunderttausender Bosnien- und ebenso vieler Kosovo- Flüchtlinge nach Deutschland zu Beginn der Ethnisierungskriege des Milosevic-Regimes Anfang der 90er Jahre wurde hier die Festung Europa gegen Flüchtende ausgebaut. Nur noch ein paar tausend Flüchtlinge aus dem Kosovo fanden Ende der 90er Jahre in Deutschland Schutz vor der neuen Welle „ethnischer Säuberungen“ durch das Milosevic-Regime und den NATO-Krieg. Der Anspruch auf Asyl wurde ihnen jedoch verwehrt. Sie wurden als Wirtschaftsflüchtlinge stigmatisiert und kriminalisiert. Nach mehr als zehn Jahren Aufenthalt in Deutschland leben sie und vor allem die sog. Minderheiten noch immer ohne sicheren Status, ohne sichere Existenzgrundlage und sind permanent von Abschiebung bedroht.
Eva Weber, Mitarbeiterin der FFM (Forschungsgesellschaft Flucht und Migration) aus Berlin, war seit 1999 mehrere Male im Kosovo und setzt sich mit dem NATO-Krieg und der deutschen Politik gegenüber Flüchtlingen auseinander.