30.11.06 // PE: Gazale Salame: Innenministerium und LK Hildesheim zeigen gnadenlose Härte
Presseerklärung Flüchtlingsrat Niedersachsen
Langer Garten 23b
31137 Hildesheim
30.11.2006
Innenministerium und LK Hildesheim zeigen gnadenlose Härte
Gazale Salale darf weiterhin nicht zur ihrer Familie nach Deutschland
einreisen
Flüchtlingsrat enttäuscht von Landrat Wegner
Die Entscheidung des Landkreis Hildesheim, im Schulterschluss mit dem
niedersächsischen Innenministerium die vom Richter Schmidt-Vogt vom
Verwaltungsgericht Hannover angeregte Familienzusammenführung von Frau
Salame zu ihrer Familie in Deutschland abzulehnen, ist ein Schlag ins
Gesicht für die am Boden zerstörte Familie und alle Unterstützer/innen.
Viele Hildesheimer haben den neuen Landrat Reiner Wegner deshalb
gewählt, weil er vor der Wahl öffentlich einen menschlichen Umgang mit
Flüchtlingen versprochen hat. Von diesem Versprechen ist in der
Presseerklärung des Landkreises absolut nichts mehr zu spüren.
Die Behauptung des Landkreises, der Landkreis habe „keine Möglichkeit“,
Gazale Salame die Wiedereinreise zu ermöglichen und ihr eine
Aufenthaltserlaubnis zu erteilen, ist vorgeschoben. Niemand hat den
Landkreis gezwungen, sich nach der Verfügung des Verwaltungsgerichts
überhaupt an das Innenministerium zu wenden. Weil sich der Landrat nicht
getraut hat, selbst Verantwortung zu übernehmen, hat er die Entscheidung
dem niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann übertragen und
versteckt sich nun hinter ihr: Der gnadenlosen Ablehnung einer
Familienzusammenführung durch das Innenministerium „schließt sich der
Landkreis an“.
Die vom Landkreis im Einklang mit dem niedersächsischen Innenministerium
vorgebrachten inhaltlichen Gründe für die Entscheidung sind inhaltlich
nicht nachvollziehbar:
1. Es erscheint absurd, von einem „Präzedenzfall“ zu sprechen: Die
Besonderheiten dieses Einzelfalls lassen eine Verallgemeinerung gerade
nicht zu
2. Die Auffassung des Landkreises, ein Familiennachzug sei unter den
bestehenden Bedingungen nur zu Deutschen möglich, geht ins Leere: Der
Familienvater Ahmed Siala lebt seit 21 Jahren in Deutschland. Er wäre
längst Deutscher, wenn der Landkreis ihm nicht rechtswidrig seine
Aufenthaltsgenehmigung entzogen hätte.
3. Es ist zynisch, dem in Deutschland aufgewachsenen Familienvater, der
fließend deutsch spricht, eine Familienzusammenführung in der Türkei
nahe zu legen: Ahmed Siala spricht kein türkisch und war auch nie in der
Türkei. Er hätte dort keine Möglichkeit, seine Familie zu versorgen. In
Deutschland hat er seinen Lebensmittelpunkt, hier geht er einer Arbeit
nach und könnte sich und seine Familie ernähren.
gez. Dr. Gisela Penteker
Dr. Gisela Penteker hat Frau Gazale Salame zweimal in der Türkei besucht
und steht mit ihr in regelmäßigem Telefonkontakt.
Sie erreichen Frau Dr. Penteker unter Tel. 0171-7701613