Artikel // Kanaren-Migration-Unruhen

Laut dem spanischen Innenminister sollen in den nächsten Tagen Hunderte von Senegalesen/innen abgeschoben werden. Mitteilungen der offiziellen Presse ( ABC ) sprechen von bereits begonnenen Verlegungen der Flüchlinge auf die Insel Fuerteventura, von wo aus die geplanten Deportationen stattfinden sollen. Der senegalesische Konsul auf den Kanaren, Alberto Van Bockel, kommentierte: "Sichr ist nur, daß die Abschiebungen "in aller Stille" geschehen werden. Damit würden Konflikte im Senegal vermieden werden, wo seit der Landung eines Abschiebeflugzeuges seit Monaten, Mobilisierungen stattfinden. Von Anfang 2006 haben nach Schätzung offizieller Quellen ca.21.500 MigrantInnen, zumeist in cayucos ( einfache, lange und tiefe Boote ) die Kanarischen Inseln erreicht. Angaben des Roten Kreuzes besagen, daß 71% der festgenommenen Flüchtlinge aus dem Senegal stammen, 19 % aus Mali und die restlichen aus Gambia, Mauretanien, dem Kongo, Guinea Bisseau, der Elfenbeinküste und Nigeria. Die offiziellen Zahlen sprechen von 500 Toten als Folge des Versuches, europäisches Festland zu erreichen, während andere Quellen ihre Zahl zwischen 2 und 3000 beziffern. Laut Minister Rubalcaba bedinden sich 11.000 Personen in den CIEs, den Internierungszentren des Staats. Verschiedene Quellen sprechen von 10.000 Flüchtlingen auf den Kanaren, gegenüber einer Aufnahmekapazität von dort insgesamt 5000 Menschen. Selbst die Polizeigewerkschaft (Sindicato Unificado de la Policía (SUP) bezeichnet die Situation in den Auffanglagernals "desolat, unerträglich und unhaltbar". Bei den Auffanglagern handelt es sich um die Zentren Hoya Fría und Las Raíces auf Teneriffa; Barranco Seco und La Isleta ( ein Militärlager ) auf Gran Canaria und Matorral auf der Insel Fuerteventura. Indymedia Estrecho wurde von lokalen Quellen mitgeteilt, daß in den Kellergeschoßen des Komissariats von Teneriffa Tausende Menschen untergebracht sind, die kaum schaffen, schlafen zu können. DIE MIGR@NTEN REBELLIEREN Während der letzten Tage wurden die festgenommenen Flüchtlinge von senegalesischen Beamten verhört, die jede List und Tücke anwandten, um ihre Landsleute zu identifizieren und gemäß dem durch den Außenminister Spaniens geschlossenen Abkommen mit der afrikanischen Regierung "rückführen" zu können. Ein Abkommen das, so die spanische Tageszeitung El País, eine Aufwendung von 8 Millionen Euro beinhaltet. Aufgrund dieser Umstände kam es vergangenen Dienstag im Lager La Isleta und am Mittwoch auf Fuerteventura zu Erhebungen der Internierten und dem Erscheinen von Aufstandsbekämpfungkräften. Im Lager El Matorral ( Fuerteventura ) wurde einem Migranten ein Abendessenachschlag verweigert. Dies brachte offenbar das Faß zum Überlaufen und provozierte eine Schlägerei bei der fünf Polizisten verletzt wurden. Zudem erhitzten sich die Gemüter an der Präsenz von senegalesischen Verhörbeamten, die von den Lagerinsassen wiedererkannt wurden, sowohl dort sowie auch in La Isleta (Gran Canaria). In beiden Fällen war der Ablauf fast identisch. Nach der Identifikation der senegalesischen Beamten brachen die Aufstände der MigrantInnen ohne Dokumente aus, an welchen jeweils 600 Personen Teil hatten. Sie schrien, rügten die Beamten und zerrissen ihre Kleidung. Am Ende ihres Protestes weigerten sie sich, in den Speisesaal zu gehen, um nicht in das Elend in ihren Herkunfstländern zurückgeschickt zu werden. In La Isleta konstruierten ein paar der Leute aus Obstkisten, anderen Materialien und Kreide Protesttafeln auf denen stand:"Keine Rückführung in den Senegal" Indessen war die Polizeipräsenz auffallend gering: Auf Fuerteventura ganze 4 und in La Isleta 5 Beamte der Interventioneinheiten (Unidades de Intervención Policial (UIP), die kaum dazu kamen ihr Aufstandsbekämpfungsarsenal auszupacken und die zur Verfügung stehende Unterstützung zu aktivieren. "Als sie das Arsenal sahen, wurden sie ruhig; aber so kann die Situation nicht weitergehen. Es ist inakzeptabel, daß die Regierung sich nicht um die unsere kritische Situation hier kümmert und zur Beobachtung nur drei oder vier Gruppen von Aufstandsbekämpfungsbeamten schickt ", warnten auf den Inseln beschäftigte Beamte voller Besorgnis. In dem Versuch, die Auffanglager auf La Gomera zu entlasten und Eskalationen wie in La Isleta und Los Matorrales zu vermeiden, verkündete die Direktorin der staatlichen Verwaltung (Spaniens) auf den Inseln, Pilar Hernández, daß die Armee sieben Gemeinschaftszelte in der Umgebung von El Camello aufeschlagen hat; dem Ort wo üblicherweise die auf der Insel landenden Flüchlinge abgegriffen werden. Die Zelte, so Hernández, könnten jeweils 24 Personen beherbergen und seien der Ort an dem die MigrantInnen sich "nach ihrer Ankunft ausruhen könnten". Im Moment würde daran gearbeitet, die gesamte Lageranlage- und Umgebung anzupassen und die Ausstattung zu verbessern. Vergangenen Freitag schliefen in El Camello 186 MigrantInnen; 69 von ihnen stammen aus dem cayuco, das am 06.September im Hafen von San Sebastián angekommen war. MEHR ALS 10.000 MIGR@NTEN GEGENÜBER 5000 PLÄTZEN AUF DEN KANAREN "Die 5000 Auffangplätze auf den Kanarischen Inseln, sind mit mehr als 10.000 papierlosen MigrantInnen, die zudem auf verschiedene Komissariate verteilt sind, heillos überfüllt ", so der regionale Verantwortliche der Konföderation der spanischen Polizei (CEP), Agustín Brito. "Die Konflikte wiederholen sich täglich, hauptsächlich verursacht durch die senegalesischen Beamten, von welchen bereits 200 Personen identifiziert und nach Fuerteventura zur Deportation geschickt worden sind". "Nach Abschluß der offiziellen Arbeiten in Las Palmas hoffen wir, daß wieder "Normalität" einkehren wird. Diese Akltivitäten entspringen nur der Frustration einiger Personen die ihr Leben riskieren, um nach Europa zu kommen", so die Gewerkschaftspolizei SUP. "Möglicherweise springt der Funke auf Teneriffa über, wo senegalesische Beamte gerade ebenfalls mit Verhören beginnnen. Zudem wird eine weitere Delegation aus Guinea eintreffen". Im Auffanglager Hoya Fría auf Teneriffa, befinden sich bei einer Kapazität für 238 Personen, 1.500 Flüchtlinge. Es mußten bereits Zelte in den Höfen und im Sicherheitsbereich aufgestellt werden. In Las Raíces, Kapazität: 2000 Plätze, sind 4000 MigrantInnen untergebracht. Weitere eintausend Menschen befinden sich weiterhin in den Komissariaten im Süden der Insel, "in Zellen, Garagen, Zufahrtsrampen und Gärten". Andere Polizeistellen halten weitere 120 Personen fest und in einer Sporthalle auf El Hierro befinden sich noch einmal ca. 300 Menschen . In Las Palmas wo sich 3.400 MigrantInnen die 2.738 Plätze teilen müssen, hat die Überfüllung zu Verlegungen in ein Lager auf Fuerteventura geführt. Angesichts dieser Situation bat der kanarische Präsident, Adán Martín, darum, die MigrantInnen direkt nach ihrer Ankunft auf den Inseln auf´s spanische Festland zu bringen. Das Bild zeigt die Hunderte Migrantinnen im Auffanglager Las Raíces auf Teneriffa die dort um Essen anstehen "Gegenüber dieser Gesamtage solidarisiert sich Indymedia Estrecho mit den migrantischen afrikanischen Compañer@s und anerkennt mit Bewunderung ihre Autonomie und ihren Mut, freierweise die Grenzen der globalen Unordnung und des Ausschlußes zu überschreiten. Schließen wir alle Internierungslager! Globale Gerechtigkeit! Bewegungsfreiheit und soziale Rechte für Alle!" ( Anmrkg.: dieser Auffassung schließt sich die Übersetzerin vorbehaltslos an )

(13.10.2015)

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